Die
Zeit der vielen Reisen in den Osten – CSSR .
Margit
Roth ,Züchterin der „Pellerschloß“-Afghanen - wie ich vom Renngeschehen begeistert – später Richterin und bekannte
Windspielzüchterin - weckte
mein Interesse für die (damalige) Tschechoslovakai – heute sind es 2
Staaten.
Sie
animierte mich, meinen Mann und wir wiederum viele andere Windhundfreunde, die Rennen
und auch
Ausstellungen dort zu besuchen. Das begann 1969, zur Zeit des Eisernen
Vorhangs.
Es
gab bald einen richtigen Fan-Club und wir trafen uns zu vielen Veranstaltungen.
Wir
wurden von den tschechischen Windhundlern herzlichst empfangen und
herumgereicht, es war ja eine Sensation – Hundebesuch aus dem Westen , wir
wurden über Tage „verplant“
sehr anstrengend manchmal.
Aber
wir lernten viele interessante und liebe Menschen kennen, einige
Freundschaften haben sich bis heute – nach der Öffnung und Wende –
erhalten.
Es
war erstaunlich unter welchen oft schwierigen Bedingungen das tägliche Leben
für die Windhunde bestritten wurde und – wie sie geliebt und gehätschelt
wurden.
Die
Veranstaltungen waren liebevollst vorbereitet
und mit einer gewissen Feierlichkeit dargeboten.
So
gab es z.B. vor jedem Rennen einen offiziellen Corso
– ein Defilee
- wobei
man dem Publikum mit den Hunden vorgestellt wurde., hinterher nochmals eine
Präsentation. Man
wurde von rotbefrackten Slippern zum Start geleitet – überall gab es
helfende Hände. Es
wurde „gewettet“ mit viel Aufwand.
Die
Siegerehrungen waren
grandios.
Herrlich
die Kulisse des einst berühmten Weltbades Karlsbad – ein Aushängeschild der CSSR
-- in der Regel waren die
Hunderennen auf Trabrennbahnen.
Da
meine Hündin Ashraf
und der Verbandsrennsieger
Bharat
schnelle Rennhunde waren und wir ja
sowieso noch mit
einem ganzen Trupp Hunde anreisten,
wurden wir begehrte Rennteilnehmer.
Margit
Roth hatte damals den schnellen und schönen „Effendi„
aus dem ostdeutschen Zwinger „Thras“
(Scholz) und durch sie bekam man natürlich
auch schnell Verbindung zu den Windhundlern aus der damaligen DDR.
Da diese ja nicht in den
Westen ausreisen konnten, waren die Treffen in der CSSR die große Möglichkeit Kontakt und
Freundschaften zu pflegen.
Sie
wollten so Vieles von uns wissen, es war ein reger Gedankenaustausch. Außerdem
schmuggelten wir alles was nur
irgendwie ging mit Tricks hinein- die Hunde lenkten am Zoll ab. Es wurden
– für uns ganz normale - Dinge dringend gebraucht .Mit lieben Geschenken versuchten die Freunde aus dem Osten sich zu revanchieren.
Eine Freundin, die Barsoi-Züchterin Fr. Dr. Pacltova (meine Schwester hatte später von ihr den hochdekorierten
Barsoi-Rüden Ghanim z Neustejna
, vielfacher Champion, Vizeweltsieger
hinter seinem Bruder), schwärmte sehr für unser Früchtejoghurt.
Also
schipperten wir im vollbeladenen Auto auch noch mit mehreren Kartons Früchtejoghurt
durch die Gegend. Manchmal
rutschte dann die ganze Ladung und wir – Fahrer, Beifahrer und Hunde – saßen
in der Soße.
Da
war das Früchtejoghurt gar nicht mehr so delikat.
Wir
schmuggelten alles, es wurde
regelrecht ein Sport daraus. Dinge
für das tägliche Leben, Aufzuchtmittel für die Hunde, Medikamente, die wir
allerdings oft mit einer ganz offiziellen Einfuhrerlaubnis
des Ministeriums mitführten , schließlich war Fr.Dr.Pacltova Ärztin
und wir hatten eine Apotheke.
Einmal
hatte ich einen ganzen Kühler eines VW Passat
als „ Regal“ mit Hundefutter gefüllt eingebaut.
Wir
überführten Hunde,- allerdings dann mit Einfuhrgenehmigung-
Greys , Whippets, Salukis, Chihuahuas für CSSR-Züchter, die sich diese über Beziehungen im Westen
besorgten und die wir beim Züchter
oder am Flughafen abholten.
Einmal
musste ein ganzer auseinandergenommener Rasenmäher mit . Der Motor und alle
möglichen Teile kamen in meinen „Spezialkoffer“ und auf das Gehäuse
musste sich meine Beifahrerin Frau E.B.Wright , die Besitzerin von CH
B’Pajou
setzen , dick
eingemummt (wegen des vielen zu verdeckenden Bleches) und eine fiebrige, hustende, erkältete
Mitfahrerin mimen, die leider zur Kontrolle nicht aussteigen kann.
Die tschechischen Zollbeamten waren sehr besorgt um sie. Als wir am übernächsten
Tag pumperlwohl zurückfuhren , war die selbe Besatzung an der Grenze . Sie
fragten sehr mitfühlend nach der „kranken Kollegin“ und waren mehr als
überrascht , als diese ihnen
sichtbar gesund fröhlich zulächelte.
Wir
hatten gar nicht mehr daran gedacht und auch nicht erwartet
wieder die selben Zöllner anzutreffen.
Mit
der Züchterin der“ v.d.Eichquelle“-Greys , Frau Kowarsch,
fuhr ich einmal zwei ca. 10 Wochen alte
Grey-Welpen zu ihren neuen tschechischen Besitzern. Diesmal
ohne Einfuhrpapiere. Kurz vor der Grenze versuchten wir beide durch
Tobenlassen recht müde zu machen und es schien, als ob sie schliefen . So mußten
sie unter den langen Rock der Beifahrerin. Ausgerechnet
an der Grenze wurden sie wieder putzmunter und versuchten
herumzuhüpfen. Es war eine Qual , aber es klappte. Frau Kowarsch erzählt
noch heute, dass sie in diesem Moment keinen Tropfen Blut hergegeben hätte.
Infolge
meiner Internationalen Schiedsrichterlizenz , forderte mich der tschechische Verband
immer als Funktionär an und ich hatte ein Dauervisum.
Da
ich oft mehrmals im Monat
einreiste, kannten mich das Personal der
betreffenden Grenzübergänge und beim tschechischen
Zoll hieß es dann: “der Zirkus Schäfer ist wieder da“.
Es
war eine tolle Erfahrung, wir
lernten dieses schöne Land und
seine herzlichen Menschen sehr
gut kennen und schätzen.
Wir
fuhren viele Kilometer, es konnte vorkommen
– an einem Wochenende spazierten
wir mit den Hunden an der Elbquelle
Nähe Harachov - am folgenden befanden
wir uns am Elbende in
Hamburg / Farmsen oder
Trittau.
Bei
Sportveranstaltungen filmte das
Fernsehen – Hunderennen galten
als
Sportveranstaltungen -
und als mein Rüde
Bharat
das Tschechische
Derby gewonnen hatte- waren
wir bekannt wie ein „roter Hund“.
Bei
der Ausreise wurden wir an der Grenze von den CSSR- Zöllnern begeistert
empfangen und die - immer schönen
- Preise bewundert.
Zu
dieser Zeit lernte ich auch Birgit Piesik kennen (heute Richterkollegin), die
einen sehr schnellen Afghanen
besaß.
Durch
die große Int.
Hundeausstellungen in Brünn - erstmal
die einzige CACIB-Schau (Bratislava und Nitra stießen dann später dazu) -
sie wurde in der ganzen CSSR plakatiert ,
Zuschauer kamen von überall angereist - bekamen
wir noch mehr Kontakt zu den Windhundfreunden aus der damaligen DDR.
So
begegneten wir dem Ehepaar Prof.
Niebeling, Dr.Arnold und Frau
und vielen anderen interessanten
Menschen.
Man
freute sich auf jedes Treffen. Ich
schleppte kartonweise Zeitschriften, Windhundliteratur und „Rassehunde“
– damals gab es noch keinen „ UW“- die ich mir von der Geschäftsstelle und Bekannten erbettelte, zum Ausstellungsgelände.
Netterweise
erhielt ich von der Ausstellungsleitung stets einen Einfahrtsschein – auch
dort waren die Zeitschriften begehrt – und um mein Auto standen dann die
Hundeleute Schlange.
Der
„ Rassehund „ war ja ebenfalls
für Züchter anderer Rassen sehr wichtig.
Es
war immer sehr stressig und
aufregend. Es musste alles organisiert werden.
.
Heute
ist das natürlich vorbei, es hat sich alles normalisiert.
Die
damalige CSSR gibt es nicht mehr – es sind 2 Staaten geworden –
Tschechien und die Slowakei.
Die
Windhundfreunde, denen ich durch persönliche Einladungen (nur so ging es
in der CSSR) eine Ausreise zu uns und einen 1. Besuch im Westen ermöglicht
habe, können heute, Gott sei
Dank, ganz normal leben und reisen.
Einer
der wenigen die sich dafür bei mir bedankt haben, ist
der Richterkollege Vojtek ,der dies anlässlich seiner Richtertätigkeit bei uns in Sachsenheim im Herbst
2003 öffentlich und sichtlich gerührt getan hat.
So
wird ein wenig Freude zurückgegeben.
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Kapitel: Schon immer faszinierten mich
dunkle Afghanen
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